GKV-Finanzsituation bis 01.08.2024 (aktualisiert)
3-Prozent-Marke überschritten: 21 Krankenkassen passen Zusatzbeitragssatz an
17.07.2024·Die von den Krankenkassen seit Monaten als prekär beanstandete Finanzsituation schlägt nun auf die Zusatzbeiträge und damit auf die Beitragszahlenden durch. Insgesamt 21 Kassen haben vom 01.04.2024 bis 01.08.2024 eine Beitragsanpassung vorgenommen - in 20 Fällen mit einer teils deutlichen Erhöhung. Mit einem "GKV-Tag" im März 2024 haben die Krankenkassen und ihre Verbände diese Entwicklung als unnötig kritisiert.
Zusatzbeiträge überschreiten 3-Prozent-Marke
Bereits zum Jahreswechsel 2024 haben 45 der 94 Krankenkassen eine Beitragsanhebung beschlossen. 9 Kassen erreichten dabei bereits die 2-Prozent-Marke beim Zusatzbeitrag (AOK Nordost: 2,7 Prozent, BKK Karl Mayer: 2,3 Prozent, AOK Rheinland/Hamburg: 2,2 Prozent, Securvita BKK: 2,2 Prozent, Knappschaft: 2,2 Prozent, BKK Mahle: 2,2 Prozent, BAHN-BKK: 2,2 Prozent, Barmer: 2,19 Prozent und BKK Rieker - Ricosta - Weisser: 2,0 Prozent). Unterjährig haben nun 20 weitere Kassen ihren Beitragssatz angehoben, 12 davon auf mindestens 2 Prozent. Spitzenreiter ist ab 01.08.2024 die KKH mit einem Zusatzbeitragssatz von 3,28 Prozent. Die Ernst & Young BKK konnte ihren Zusatzbeitrag dagegen senken; für die VIACTIV Krankenkasse war es die 1. Anpassung seit über drei Jahren, für die BKK MTU sogar seit über vier Jahren.
Beitragsanpassungen in 2024 (unterjährig):
Zum 01.08.2024 von 1,80 auf 2,50 Prozent
Letzte Anpassung: 01.01.2023
Alle Beitragssätze der Krankenkassen finden Sie ständig aktualisiert und sortierbar mit Vergleichs-/Ersparnisrechner in der Beitragsliste / im Beitragsvergleich 2024. Veränderungen bleiben 3 Monate gekennzeichnet. Aus der Liste heraus sind weitere Informationen zu den Kassen verlinkt.
Krankenkassen fordern Politikwechsel
Mit dem ersten "GKV-Tag" haben die Krankenkassen Ende März 2024 auf ihre immer prekärer werdende Finanzsituation hingewiesen und von der Gesundheitspolitik mehr Verantwortung und Weitsicht gefordert. Neben den allgemeinen Kostensteigerungen kritisieren die Kassen neben teuren Reformprojekten insbesondere immer mehr gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die vom Staat auf die Krankenkassen übertragen werden (vgl. "Links zum Thema"). So entziehe der Bund den Krankenkassen nach einem aktuellen IGES-Gutachten im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes alleine im Rahmen der Zahlung von Bürgergeld jährlich indirekt knapp 10 Milliarden Euro (vgl. "Links zum Thema"). Der Bundeshaushalt werde damit auf Kosten der Beitragszahlenden entlastet.
Würden Bund und Länder ihrer Verantwortung zur Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben insgesamt nachkommen, wäre aktuell keine Beitragsanhebung notwendig. Ordnungspolitisch richtig beliefen sich ihre Schulden bei der Kranken- und Pflegeversicherung alleine für 2023 auf rund 48,5 Milliarden Euro (vgl. "Links zum Thema").
- Sozialbeiträge explodieren bis 2035 / Neue IGES-Projektion: SV-Gesamtbeitrag steigt in 10 Jahren um 7,5 Beitragspunkte auf 48,6 Prozent
- GKV-Finanzentwicklung / Kassen nach 1. Quartal 2024 tief in den roten Zahlen
- Ausgaben um 50 Prozent gestiegen / "GKV-Tag" weist auf prekäre Finanzentwicklung bei den Krankenkassen hin
- Unnötige Beitragserhöhung / Kassen subventionieren Bund mit Milliarden
- Aktueller Beitragsvergleich der Kassen mit Ersparnisrechner und Kasseninfos
- Zusatzbeiträge der Krankenkassen: Alle Änderungen per E-Mail erhalten
GKV-Newsletter - "einfach" informiert bleiben
Der kostenfreie Infoservice zur GKV und Gesundheitspolitik