Honorarverhandlungen 2024
Ärzte fordern Ausfallgebühr für unabgesagte Patiententermine
08.08.2023·Kurz vor den am Mittwoch (09.08.2023) für 2024 startenden Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband fordert die Ärzteseite von den Kassen eine Ausfallgebühr für Termine, die von gesetzlich versicherten Patienten ohne Absage nicht eingehalten werden.
Kritik am Terminmanagement der Praxen
Auf Kassenseite stößt die Forderung der KBV auf Ablehnung. Zwar könne man den Ärger vieler Arztpraxen über nicht abgesagte beziehungsweise wahrgenommene Arzttermine gut nachvollziehen, heißt es im AOK-Bundesverband. Mit Blick auf die vielen anderen Patienten, die wochen-, ja monatelang auf Arzttermine warten müssten, sei das höchst unsolidarisch. Um die Termintreue zu erhöhen, eigneten sich jedoch ein gutes Terminmanagement und elektronische Erinnerungsservices im Vorfeld mehr als eine Ausfallgebühr zu Lasten der Versichertengemeinschaft.
Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes löse "ein immer tieferer Griff in die Taschen der Beitragszahlenden" keine Probleme. "Stattdessen wäre es nur ein weiterer Zusatzverdienst für eine Berufsgruppe, die schon jetzt zu den Spitzenverdienern gehört. Wie wäre es denn mit einem finanziellen Ausgleich für Patientinnen und Patienten, die viele Stunden Lebenszeit in Warteschleifen und Wartezimmern ärztlicher Praxen verbringen?", so eine Sprecherin des Verbandes.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz verweist auf die teils schlechte Erreichbarkeit und auf geringe Präsenzzeiten in den Praxen. "Der Kassenärztechef sollte sich zunächst um die Überprüfung der Präsenzzeiten seiner Mitglieder kümmern", kritisiert Eugen Brysch, Vorstand der Deutsche Stiftung Patientenschutz, gegenüber dem Branchendienst Apotheke Adhoc. "Schließlich ist die mangelnde Erreichbarkeit für Patientinnen und Patienten das größte Problem", so Brysch.
Factsheet zum Einkommen niedergelassener Ärzte
Der Verband niedergelassener Ärzte, Virchowbund, wirft den Kassen durch die Verwendung von Schlüsselwörtern wie "Spitzenverdiener" Ablenkungsmanöver und Diskussionsverweigerung vor. Probleme wie Fachkräftemangel, Inflation, Energiekosten und Umsatzeinbußen durch den Wegfall der Neupatientenregelung würden bei Verhandlungen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Dass niedergelassene Ärzte keine Spitzenverdiener seien, soll nun ein Factsheet des Verbandes verdeutlichen. Verwiesen wird dabei auf eine Berechnung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi Berlin) für das Jahr 2020. Einem Praxisinhaber, der mit 172.903 Euro genau den durchschnittlichen Jahresüberschuss erzielte, verblieb demnach unter Berücksichtigung der Beiträge zur ärztlichen Altersvorsorge, zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Einkommenssteuer ein Nettoeinkommen in Höhe von 85.555 Euro. Dies entspreche einem monatlich verfügbaren Nettoeinkommen in Höhe von 7.130 Euro.
Der GKV-Spitzenverband hat im April 2022 eigene Zahlen zur wirtschaftlichen Situation der Vertragsärzte vorgelegt. Demnach liegen die Einkünfte teils deutlich höher (vgl. "Links zum Thema").
- GKV-Spitzenverband: Die wirtschaftliche Situation der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten in Deutschland (extern)
- Notfallversorgung / Forderung nach Eigenbeteiligung der Versicherten bei Notdienstnutzung geht am Problem vorbei
- GKV-Spitzenverband in 2022: Honorarverhandlungen finden nicht im luftleeren Raum statt
- BKK: Gesundheitsversorgung dauerhaft flächendeckend sichern durch Primärversorgungszentren (PVZ)
- BBMV-Umfrage: Mehrheit der Deutschen rechnet mit schlechterer medizinischer Versorgung
- Vorstandsvergütungen 2022 / Das verdienen die Chefs der Krankenkassen/-verbände, des Medizinischen Dienstes und der Ärzteorganisationen
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