GKV-Schätzerkreis

Zusatzbeitragssatz steigt 2025 um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent

16.10.2024·Der GKV-Schätzerkreis hat die finanziellen Rahmenbedingungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Jahre 2024 und 2025 prognostiziert. Im Ergebnis ergibt sich die Notwendigkeit der Erhöhung des rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent.

In seiner Sitzung am 14./15.10.2024 kam der GKV-Schätzerkreis zu einer einvernehmlichen Prognose der Höhe der Einnahmen, Ausgaben sowie der Zahl der Versicherten und Mitglieder der GKV für die Jahre 2024 und 2025. Im GKV-Schätzerkreis sind das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) und der GKV-Spitzenverband vertreten.

Schätzergebnis 2024

Die Einnahmen des Gesundheitsfonds werden auf 284,2 Milliarden Euro geschätzt. Diese beinhalten den regulären Bundeszuschuss in Höhe von 14,5 Milliarden Euro abzüglich des Anteils für die landwirtschaftliche Krankenkasse sowie weitere rund 96 Millionen Euro für zusätzliche Aufwendungen im Bereich Kinderkrankengeld. Zudem wird bei der Schätzung der Einnahmen des Gesundheitsfonds eine Zuführung aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds in Höhe von rund 3,1 Milliarden Euro berücksichtigt. Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds betragen entsprechend der rechtlichen Vorgaben unverändert 283,5 Milliarden Euro. Die voraussichtlichen Ausgaben der Krankenkassen für das Jahr 2024 werden auf 319,7 Milliarden Euro prognostiziert.

Schätzergebnis 2025

Für das Jahr 2025 erwartet der Schätzerkreis Einnahmen des Gesundheitsfonds in Höhe von 294,7 Milliarden Euro. Diese beinhalten den regulären Bundeszuschuss in Höhe von 14,5 Milliarden Euro abzüglich des Anteils für die landwirtschaftliche Krankenkasse. Die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 belaufen sich voraussichtlich auf 341,4 Milliarden Euro. In Summe entspricht dies einer Erhöhung des rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von aktuell 1,7 Prozent um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent.

Der GKV-Schätzerkreis hat in seiner Einnahmenschätzung die gesetzlich vorgegebene Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) in 2025 berücksichtigt. Diese wird innerhalb der Ampel-Koalition derzeit jedoch von der FDP abgelehnt (vgl. "Links zum Thema").

Das BMG legt nach Auswertung der Ergebnisse des GKV-Schätzerkreises den rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz (vgl. Linkbox) für das Jahr 2025 fest und gibt ihn bis zum 01.11.2024 im Bundesanzeiger bekannt. Dabei kann es auch Informationen berücksichtigen, die erst nach dem Ergebnis des GKV-Schätzerkreises bekannt werden und relevanten Einfluss auf den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz haben. Der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz ist ein rechnerischer Orientierungswert für die Krankenkassen, die in den kommenden Wochen ihre Haushalte aufstellen und die kassenindividuellen Beitragssätze beschließen.
Deutliches Plus auch beim Pflegebeitragssatz
Auch in der sozialen Pflegeversicherung droht ein deutliches Beitragsplus. Angesichts teurer Reformen und den dynamisch steigenden Leistungsausgaben warnen Experten und Verbände warnen schon seit Monaten vor dem wachsenden Defizit. Laut Schätzungen der Pflegekassen wird dieses für 2024 bei 1,8 Milliarden Euro und 2025 bei bis zu 5,8 Milliarden Euro liegen. Eine Beitragserhöhung um mindestens 0,25 bis 0,3 Prozentpunkte gilt vor diesem Hintergrund als unvermeidlich. Mehr Infos hierzu im Beitrag "Deutliche Beitragserhöhung erwartet / Pflegeversicherung vor dem Kollaps - Kassen fordern Rückzahlungen vom Staat".
Krankenkassen kritisieren Untätigkeit der Politik

Trotz Einvernehmlichkeit im GKV-Schätzerkreis wird das Ergebnis durch den GKV-Spitzenverband kritisiert. "Die Politik scheint sich an steigende Zusatzbeitragssätze für Millionen gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgebenden gewöhnt zu haben, nimmt sie diese doch anscheinend gleichmütig hin", so Dr. Doris Pfeiffer,
Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. Die Finanzreserven der Kassen seien entsprechend der gesetzlichen Vorgaben längst aufgebraucht - die Dynamik bei den Leistungsausgaben schlage deshalb ungebremst auf die Beitragssätze durch. Mit den erneut anstehenden Beitragssatzerhöhungen werde die finanzielle Belastbarkeit der Versicherten und Arbeitgebenden zunehmend an ihre Grenzen gebracht. Der GKV-Spitzenverband fordert deshalb von der Politik, ihre Verantwortung für die bislang von den Krankenkassen getragenen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben zu übernehmen (vgl. "Links zum Thema") und Maßnahmen zur nachhaltigen Stabilisierung der GKV-Finanzen zu ergreifen.


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