Wissenschaftliches Institut der AOK|14.10.2025
PRESSEMITTEILUNG
Fehlzeiten-Report 2025 zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt: Derzeit wenig Sorge, aber auch begrenztes Wissen der Beschäftigten
Nur ein kleiner Teil der Beschäftigten in Deutschland macht sich aktuell Sorgen darüber, dass Künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten Jahren den eigenen Arbeitsplatz gefährden könnte. Das zeigt eine aktuelle Beschäftigten-Befragung für den Fehlzeiten-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zum Thema "KI und Gesundheit". Demnach geben nur etwa 5 Prozent der Befragten an, dass sie "voll und ganz besorgt" oder "eher besorgt" seien, dass KI-Tools in den nächsten fünf Jahren ihren derzeitigen Arbeitsplatz ersetzen könnten. Knapp ein Viertel (23 Prozent) zeigten sich dagegen "eher nicht besorgt", zwei Drittel (66 Prozent) sind nach eigenen Angaben "ganz und gar nicht besorgt". Bei der Betrachtung nach Branchen zeigt sich, dass die Besorgnis bei Beschäftigen im Bereich der Wissenschaft am höchsten ist.
"Unsere Befragung zeigt allerdings auch, dass der Wissensstand zum Thema Künstliche Intelligenz bei vielen Beschäftigten noch recht begrenzt ist", sagt Helmut Schröder, Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. So haben selbst von den Beschäftigten, in deren Firmen KI bereits eine Rolle spielt, nur knapp 40 Prozent bereits an einer Fortbildung zum Thema Künstliche Intelligenz teilgenommen. 1 Prozent der Befragten weiß gar nicht, was man unter dem Begriff "Künstliche Intelligenz" versteht. Die meisten Befragten wissen "in etwa", was damit gemeint ist (47 Prozent) oder meinen ganz gut erklären zu können, was Künstliche Intelligenz ist (ebenfalls 47 Prozent). Nur 5 Prozent würden sich als Expertin oder Experte zum Thema bezeichnen. "In den jüngeren Altersgruppen ist das Wissen der Befragten laut Selbsteinschätzung deutlich ausgeprägter - so würden sich 8 Prozent der Befragten von 19 bis 35 Jahren als KI-Experten bezeichnen", berichtet Schröder.
KI gehört in vielen Betrieben und Organisationen schon zum Arbeitsalltag
Laut den Befragungsergebnissen gehört das Thema Künstliche Intelligenz in einem Teil der Betriebe bereits zum Arbeitsalltag: Mehr als ein Drittel der befragten Beschäftigten gibt an, dass KI an ihrem Arbeitsplatz bereits eingesetzt wird (42 Prozent), bei weiteren 9 Prozent ist der Einsatz konkret geplant. 15 Prozent erklären, dass der KI-Einsatz schon diskutiert werde. Nur bei einem guten Fünftel der Befragten (22 Prozent) ist KI am Arbeitsumfeld noch kein Thema. 12 Prozent sagen, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in ihrem Arbeitsbereich nicht in Frage komme. "Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass der KI-Einsatz bei größeren Unternehmen bereits deutlich stärker ausgeprägt ist. Große Unternehmen sind oft Vorreiter, mittelständische Betriebe experimentieren oder setzen punktuell KI ein und kleine Unternehmen befinden sich häufig noch in der Orientierungsphase", so Schröder.
Neuburger: KI kann Führungskräfte bei wertschätzender Führung unterstützen
Die Einführung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könne die mentale und physische Gesundheit der Beschäftigten "erheblich beeinflussen", betont Dr. Rahild Neuburger, operative Leiterin der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der LMU Munich School of Management und Autorin des Fehlzeiten-Reports 2025. Positive Effekte seien beispielsweise Zeitersparnis, die Erleichterung des Arbeitsalltags oder der Wegfall lästiger Routinetätigkeiten. Auf der anderen Seite stünden neben der Angst vor der Ersetzung des eigenen Jobs auch Ängste vor Überforderung, Arbeitsverdichtung oder Kontrollverlust.
Die Rolle der Führungskräfte sei entscheidend für die Vermeidung solcher negativen Effekte. "Der gezielte Einsatz von KI-Tools zur eigenen Unterstützung der Führungskräfte und zur Handhabung mentaler Belastungen der Beschäftigten kann eine zentrale Stellschraube sein", so Neuburger. KI-Anwendungen könnten beispielsweise helfen, erste Anzeichen von Überarbeitung, Arbeitsverdichtung oder Burnout zu erkennen. Denkbar sind auch der Einsatz von Chatbots zur psychosozialen Unterstützung, die KI-basierte Erstellung individueller Gesundheitspläne oder der Einsatz KI-unterstützter Schulungsprogramme zur Förderung von Resilienz, Stressbewältigung oder Achtsamkeit. "Außerdem kommt es darauf hin, den Prozess zur Einführung von KI in Unternehmen stärkenorientiert zu gestalten und die Mitarbeitenden dabei einzubinden und den Kompetenzaufbau zu unterstützen", betont Neuburger.
Krankenstand zuletzt weiter auf hohem Niveau
Der Fehlzeiten-Report 2025 zeigt, dass sich die erkrankungsbedingten Fehlzeiten auch 2024 auf einem anhaltend hohen Niveau bewegt haben. So ist jeder bei der AOK versicherte Beschäftigte im vergangenen Jahr im Schnitt 2,3-mal krankheitsbedingt ausgefallen. Mit 228 AU-Fällen je 100 Mitglieder ist bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2023 von 225 Fällen je 100 Mitglieder noch einmal übertroffen worden.
Auch im bisherigen Verlauf des Jahre 2025 zeichnet sich wieder ein ähnlich hoher Krankenstand bei den Beschäftigten ab. Haupt-Treiber dieser Entwicklung sind nach wie vor die Atemwegserkrankungen. Sie erreichten im Februar 2025 einen neuen Höchststand und haben sich seit April 2025 auf einem etwas niedrigeren Niveau eingependelt als in den Vergleichsmonaten des Jahres 2024. "Die Gesamt-Bilanz des Jahres 2025 wird vermutlich aber ähnlich hoch ausfallen wir im Vorjahr", so die Prognose von WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. "Das hat vor allem mit den wellenförmig verlaufenden Viruserkrankungen zu tun. Erkältungs- und Grippewellen sowie Corona-Infektionen haben bereits seit September 2025 zugenommen und werden das AU-Geschehen bis zum Ende des Jahres bestimmen."
Ein weiterer Einflussfaktor für die hohen Krankenstände sei mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Einführung der elektronischen Krankmeldung, die laut aktuellen Analysen zu einer vollständigeren Erfassung der Fehlzeiten geführt hat. Zudem sei nach wie vor ein "stetiger Anstieg der psychisch bedingten AU-Fälle" zu verzeichnen. "In den letzten zehn Jahren sind die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen um 43 Prozent gestiegen", so Schröder. Sie seien im Vergleich zu anderen Erkrankungsarten mit langen Ausfallzeiten von durchschnittlich 28,5 Tagen pro Erkrankungsfall verbunden und damit ebenfalls ein "langfristiger Treiber" für die Gesamt-Krankenstände.
Arbeitsbezogene Belastungen: Entspannung der Lage nach Ende der Pandemie
Eine Langzeit-Auswertung des WIdO zur Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustandes und der arbeitsbezogenen Belastungen zeigt in vielen Bereichen eine deutliche Entspannung. "Nachdem die Befragungen der Beschäftigten in den Pandemie-Jahren deutlich höhere Werte insbesondere beiden psychischen Belastungen gezeigt hatten, liegen die Werte für Themen wie Erschöpfung, Wut oder Niedergeschlagenheit jetzt wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie", berichtet WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.
Bei den sogenannten "kognitiven Irritationen" verzeichnete das Institut ebenfalls positive Trends. So ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, denen es nach eigenen Angaben schwerfällt, nach der Arbeit abzuschalten, im Jahr 2025 mit knapp 18 Prozent deutlich niedriger als im Jahr 2022 mit 31 Prozent. Auch der Anteil derer, die außerhalb der Arbeitszeit an Schwierigkeiten bei der Arbeit denken, ist gesunken - von 40 Prozent im Jahr 2022 auf 25 Prozent in diesem Jahr.
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