Deutsche Krankenhausgesellschaft DKG|27.12.2022
PRESSEMITTEILUNG
DKI-Krankenhaus-Barometer 2022
Krankenhaus-Insolvenzwelle rollt an
"Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an. Die Politik hat den Zeitpunkt, an der sich die Welle aufhalten lässt, schon fast verpasst. Der Schaden für die Versorgung wird 2023 in vielen Regionen sichtbar werden. Corona und die zuletzt gehäuften Atemwegserkrankungen haben gezeigt, dass wir ein starkes Krankenhauswesen und flächendeckende Versorgung benötigen. Weitere überraschende Schließungen können wir uns nicht mehr leisten. Die von der Bundesregierung im Rahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds angekündigten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen helfen zwar an dieser besonderen Stelle, können aber das strukturelle Defizit wegen der inflationsbedingten allgemeinen Kostensteigerungen nicht ausgleichen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiß sehr genau, dass diese Kostensteigerungen in den Preisen, die die Krankenhäuser gegenüber den Krankenkassen abrechnen dürfen, nicht abgebildet sind. Der wirtschaftliche Druck lastet damit unverändert schwer auf den Krankenhäusern. Der vom Minister angekündigte Vorrang der Medizin vor der Ökonomie bleibt ein leeres Versprechen. Auch im kommenden Jahr werden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit wird sich dann auf rund 15 Milliarden Euro summieren. Wie wir in den Vorschlägen der Regierungskommission nachlesen können, will man mit diesem strukturellen Defizit in die Reform der Fallpauschalen einsteigen. Es grenzt schon an Magie, durch die Neuverteilung dieses Mangels davon zu sprechen, dass man den ökonomischen Druck beseitigen und der Medizin den Vorrang vor der Ökonomie einräumen will", erklärt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Ein weiteres ungelöstes Problem bleibt die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser. Die Bundesländer kommen ihrer gesetzlichen Verpflichtung, den Krankenhäusern die Investitionskosten in tatsächlicher Höhe zu finanzieren, schon seit Jahrzehnten nicht mehr nach. Laut Krankenhaus-Barometer lag die Investitionssumme der Häuser 2021 bei 6,8 Milliarden Euro. Aus öffentlichen Fördermitteln stammen nur 47 Prozent. Den Rest müssen die Krankenhäuser selbst aufbringen, ganz überwiegend indem sie sich dafür verschulden. Die Eigenmittel der Krankenhäuser reichen längst nicht mehr für Investitionen aus. Zwischen 2019 und 2021 haben nur 15 Prozent der Krankenhäuser durchgängig ausreichend Gewinne für die erforderlichen Investitionen erzielt. "Dies führt zu einem zunehmenden Investitionsstau bei den Gebäuden und der technischen Infrastruktur der Krankenhäuser. Der Wert der Sachanlagen in den Bilanzen sinkt kontinuierlich, wogegen der Schuldenstand wächst", sagt Gaß.
Weiterhin besorgniserregend ist die Personalsituation in den Kliniken, vor allem in der Pflege. Zur Jahresmitte 2022 hatten fast 90 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen. In der Intensivpflege hatten drei von vier Krankenhäusern Stellenbesetzungsprobleme. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der offenen Pflegestellen um 43 Prozent auf den Allgemeinstationen und um 20 Prozent in der Intensivpflege gestiegen. Im Schnitt bleiben die Pflegestellen rund ein halbes Jahr unbesetzt.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2022 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe zugelassener Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2022 durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich insgesamt 309 Krankenhäuser.
Das Krankenhaus-Barometer finden Sie hier (PDF, 3.5 MB).
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