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Pronova BKK|17.03.2023

PRESSEMITTEILUNG

Zu wenig Resilienz: Deutsche müde, erschöpft und antriebslos

Leverkusen (kkdp)·Dauerkrisenzustand führt zu deutlicher Zunahme psychischer Beschwerden

Die seelischen Probleme der Deutschen haben zugenommen. Der Andrang auf Psychiater*innen in Praxen und Kliniken sowie auf Psychotherapeut*innen erreichte 2022 einen Höhepunkt: 97 Prozent hatten mehr oder gleich viele Terminanfragen als vor der Corona-Zeit, 2020 waren es 66 Prozent. Dies sind Ergebnisse der Studie "Psychische Gesundheit in der Krise" der Pronova BKK, für die im Januar und Februar 2023 insgesamt 150 Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen befragt wurden.

Die vergangenen drei Jahre waren geprägt von Krisen, die sich massiv auf das Seelenleben der Deutschen ausgewirkt haben. Aus zwei durchstandenen Jahren im Zeichen der Corona-Pandemie gehen viele Menschen nicht gestärkt hervor, sie benötigen psychische Hilfe. Nur drei Prozent der befragten Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen hatten 2022 weniger Anfragen von Patient*innen, im ersten Corona-Jahr 2020 gingen die Nachfragen noch bei 34 Prozent der Befragten zurück.

Im multiplen Krisenjahr 2022 haben die Terminanfragen in Kliniken und Praxen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 22 Prozentpunkte zugenommen. Bei allen Befragten stellte 2022 das bisher stärkste Jahr dar: 80 Prozent hatten mehr Anfragen als vor der Pandemie, im Vorjahr waren es 58 Prozent und im ersten Corona-Jahr 35 Prozent. Den größten Andrang verzeichneten niedergelassene Psychiater*innen: 84 Prozent hatten mehr Anfragen als vor der Corona-Pandemie. Der stärkste Anstieg der Anfragen im Vergleich zum Vorjahr betraf die Psychiater*innen in Kliniken (76 Prozent zu 38 Prozent).

Hohe Dunkelziffer bei psychischen Problemen

"Die psychische Erkrankungslast bedingt durch die Corona-Pandemie sowie die weiteren Krisen des Jahres 20222 ist enorm hoch. Die Menschen kommen mit höherem Leidensdruck als in den Vorjahren zu uns", sagt Dr. med. Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. "Politik und Medizin hatten zunächst darauf gehofft, dass die Beschwerden mit jeder weiteren milder verlaufenden Corona-Welle weniger werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Andrang nimmt weiter zu, psychische Probleme verstärken sich auch 2022 erneut. Die Menschen haben kaum eine Chance gehabt, nach einer Krise durchzuatmen und Resilienz aufzubauen."

Hinzu kommt, dass die Terminanfragen in den Praxen und Kliniken nur die Spitze des Eisbergs bilden: 93 Prozent der Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen gehen davon aus, dass die Dunkelziffer psychischer Probleme sehr hoch ist - also viel mehr Menschen betroffen sind, als in ihrer Praxis erscheinen.

Depressionen und Schlafstörungen erreichen ihren Höhepunkt

Die häufigste Diagnose im Jahr 2022 lautete "Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit", 84 Prozent der Befragten stellten dies bei ihren Patient*innen fest, 2020 wurde dies nur von 39 Prozent diagnostiziert. Auch Traurigkeit (77 Prozent) hat gegenüber 2020 um 31 Prozentpunkte zugenommen. Schlafstörungen sind von 73 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr besonders häufig festgestellt worden, ein Anstieg um 18 Prozentpunkte gegenüber 2021. Davor waren sie bereits um 14 Prozentpunkte angestiegen. Neue Patient*innen suchten vor allem aufgrund von Traurigkeit (93 Prozent) und Müdigkeit (92 Prozent) psychologische Hilfe. Bei Patient*innen, die schon vor der Pandemie in Behandlung waren, haben die Krisen meist Überforderung im Familienleben oder Homeoffice ausgelöst.

Schlafstörungen und auch Depressionen haben 2022 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Insgesamt diagnostizierten Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen seit Beginn des ersten Corona-Jahres besonders häufig Depression und Angststörung, die von Jahr zu Jahr zunahmen. Im vergangenen Jahr lautete die Diagnose bei 83 Prozent der Befragten Depression, 2020 waren es 50 Prozent, im zweiten Corona-Jahr (2021) 74 Prozent.

"Depressionen und depressive Verstimmungen waren nicht etwa während der Isolation in den Lockdowns besonders verbreitet, sondern 2022. Oft bauen sich die Probleme über Monate oder Jahre auf und die Menschen suchen sich erst bei hohem Leidensdruck professionelle Hilfe", sagt Fachärztin Dr. Köhler. "Neben der Pandemie haben auch weitere Krisen wie Inflation oder Ukraine-Krieg Depressionen ausgelöst oder verstärkt." 92 Prozent gaben in der Studie an, Depressionen und depressive Verstimmungen hätten durch aktuelle Krisen zugenommen.

Mehr Informationen zur Studie "Psychische Gesundheit in der Krise" finden Sie hier: pronovabkk.de/psychische-gesundheit-2023.

Über die Studie

Für die Studie "psychische Gesundheit in der Krise" wurden im Januar und Februar 2023 bundesweit 150 Personen online befragt, darunter 50 Klinikpsychiater*innen, 50 niedergelassene Psychiater*innen und 50 Psychotherapeut*innen.

Pressekontakt:

Nina Remor
Tel.: 0214 32296-2305
Fax: 0214 32296-8305
E-Mail: presse@pronovabkk.de

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Dies ist ein Ausdruck aus www.krankenkassen-direkt.de
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© 2000-2024 Redaktion kkdirekt; alle Rechte vorbehalten, alle Angaben ohne Gewähr.

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