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BKK Dachverband e.V.|23.03.2025

PRESSEMITTEILUNG

85 Prozent der Deutschen glauben, dass Gesundheit und Pflege in den Koalitionsgesprächen zu kurz kommen

Berlin (kkdp)·Die Deutschen blicken mit großer Sorge auf die Koalitionsgespräche in Berlin, wenn sie an das Thema "Gesundheit und Pflege" denken: 85 Prozent von ihnen glauben, dass dieses Thema in den aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD zu kurz kommt. Lediglich acht Prozent glauben das Gegenteil. Das ergab eine aktuelle, repräsentative forsa-Umfrage für den BKK Dachverband.


Der Grund: Ob GKV-Finanzen, Versorgungsqualität, Pflege oder Prävention - die Vorstellungen der Bevölkerung unterscheiden sich gravierend von der Realität im deutschen Gesundheitswesen.

Faire und verfassungsgemäße GKV-Finanzierung gewährleisten

Dringenden Handlungsbedarf sehen die Bürgerinnen und Bürger bei den explodierenden Krankenkassenbeiträgen: Immerhin 91 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass trotz steigender Kassenbeiträge die Qualität der Gesundheitsversorgung gleichbleibt oder sogar noch schlechter wird. Von der Politik erwarten sie eine gerechtere Finanzierungsstruktur. 42 Prozent wollen, dass versicherungsfremde Leistungen, also Leistungen, die nicht in direktem Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung der Versicherten stehen, aus Steuermitteln finanziert werden. 81 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, dass die Krankenkassen das Recht erhalten sollten, gegen die zweckfremde Verwendung ihrer Gelder durch die Bundesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. "Bei den GKV-Finanzen sitzen wir auf einem Pulverfass und die Lunte ist extrem kurz: politisch gewollt gibt es kaum noch finanzielle Spielräume, die Beitragszahler müssen staatliche Aufgaben finanzieren und gleichzeitig laufen die Ausnahmen ungebremst davon. Den Verhandlern muss jetzt klar sein, dass der Koalitionsvertrag eine Explosion verhindern und endlich Entlastung für die Versicherten und die Wirtschaft bringen muss", so Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes.

Pflegende Angehörige sollen einen Pflegelohn erhalten

Die dramatische Situation in der Pflege ist offensichtlich überall in den Köpfen und Geldbeuteln angekommen: 54 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind besorgt oder sehr besorgt, im Falle einer Pflegebedürftigkeit nicht angemessen versorgt zu werden Und 64 Prozent machen sich Sorgen oder große Sorgen, dass sie im Falle einer eigenen Pflegebedürftigkeit in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, etwa durch den Eigenanteil in Pflegheimen. Die Erhebung ergibt auch eine klare Forderung an die künftige Bundesregierung: 92 Prozent der Befragten sprechen sich für die Einführung eines Pflegelohns für pflegende Angehörige aus.

"Diese Umfrageergebnisse zeigen, wie sehr die Frage nach der Zukunft und Finanzierbarkeit der Pflege die Menschen verunsichert", sagt Klemm. "Wir brauchen dringend eine Reform in der Pflege, die Menschenwürde und Finanzierbarkeit vereint - und keinen Koalitionsvertrag nach dem Motto ´Viele Wege führen nach Rom´, der die Pflege mit zwei floskelhaften Sätzen abspeist. Erst Zielvorgaben machen und dann vier Jahre lang überlegen, wie wir dorthin kommen, wird nicht länger funktionieren. Die Zeit für Absichtserklärungen ist vorbei."

Zeitenwende: Prävention vor Kuration und Qualität statt Quantität bei der medizinischen Vergütung

Geht es nach den Bürgerinnen und Bürgern, muss die Prävention in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen als bisher: 77 Prozent der Befragten fordern, dass die Erhaltung der Gesundheit und die Vermeidung von Krankheiten einen größeren Stellenwert bei den Leistungen der GKV haben soll. Derzeit fließen nur rund drei Prozent aller Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen in Prävention. "Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 120.000 Menschen, weil Prävention nicht ernst genug genommen wird", erläutert Klemm. "Damit muss endlich Schluss sein. Prävention gehört ganz oben auf die Prioritätenliste und fest in allen Politikfeldern verankert, damit die Menschen gar nicht erst krank werden. Schon allein deshalb muss das Thema Gesundheit jetzt prominent und ernsthaft auf den Verhandlungstisch der Koalitionsgespräche kommen. Die Krankenkassen wollen viel mehr für die Prävention tun, aber dazu muss die Gesundheitspolitik weg von dem Fokus auf Krankheitsverwaltung und Behandlung und hin zu einer Mentalität der Gesundheitsgestaltung", fordert Klemm.

Zudem, so die Ergebnisse der Umfrage, sollte die Vergütung der Leistungserbringenden für medizinische Behandlung vorrangig von der Qualität abhängen: 59 Prozent der Befragten sprechen sich demnach für eine qualitätsabhängige Vergütung aus.

Die Befragten wünschen sich außerdem endlich eine von Experten seit Jahrzehnten geforderte Integrierte Versorgung: 82 Prozent plädieren für eine Verpflichtung aller medizinischen Bereiche, die Behandlung und Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten gemeinsam und abgestimmt zu erbringen.

Gesellschaftlicher Frust und Populismus drohen

"Die Befragungsergebnisse sind unbequem für die Politik, aber die künftigen Koalitionäre sollten unbedingt zuhören, was die Bürgerinnen und Bürger zu sagen haben. Denn nicht nur bei den Themen Verteidigung und Klima steht Deutschland am Scheideweg, sondern auch bei der Gesundheit und Pflege. Die neue Bundesregierung muss diese Themen jetzt aufgreifen und im Koalitionsvertrag adressieren. Tut sie das nicht, säen CDU/CSU und SPD die Saat für weiteren sozialen und gesellschaftlichen Frust, wirtschaftlichen Abstieg und eine neue populistische Schlammschlacht in den kommenden Jahren", warnt Klemm.

Repräsentative Umfrage Mitte März 2025

In den letzten Tagen hatte forsa 1.000 Personen ab 18 zu Pflege, Finanzierung und Zukunft der Versorgung befragt.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage untermauern politische Forderungen, die die Betriebskrankenkassen unter dem Hashtag #rebootGKV vor der Bundestagswahl an die künftige Regierung gerichtet hatten.

Pressekontakt:

Thorsten Greb
+49 30 2700 406 - 302
thorsten.greb@bkk-dv.de

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Dies ist ein Ausdruck aus www.krankenkassen-direkt.de
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© 2000-2025 Redaktion kkdirekt; alle Rechte vorbehalten, alle Angaben ohne Gewähr.

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