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Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA)|02.01.2025

PRESSEMITTEILUNG

Ende der Beitragssatzsteigerungen in der GKV: Kieler Gesundheitsökonom schlägt neues Finanzierungssystem vor

Kiel (kkdp)·Der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) in Kiel fordert einen radikalen Wandel in der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Mit einem innovativen Ansatz, der die Einführung einer einheitlichen Gesundheitspauschale von 169 Euro pro Versicherten vorsieht, könnte das derzeitige System aus Beitragssatzsteigerungen und bürokratischen Hürden grundlegend reformiert werden.

Ein modernes und zukunftsweisendes Modell:
Die Gesundheitspauschale


Das neue Modell sieht eine pauschale Beitragsstruktur vor, die in weiten Teilen unabhängig vom Einkommen berechnet wird. Damit soll die Finanzierung der GKV effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. Arbeitgeber würden mit einem festen GKV-Arbeitgeberanteil von 8 Prozent entlastet. Die Gesundheitspauschalen für sozial schwächere Versicherte würden durch zielgerichtete staatliche Zuschüsse ausgeglichen. "Das Ziel ist ein transparentes, nachhaltiges und generationengerechtes Finanzierungssystem, das die Solidargemeinschaft stärkt und Bürokratie abbaut," so Drabinski.

Rückbau des Gesundheitsfonds

Der Vorschlag sieht auch eine umfassende Restrukturierung des Gesundheitsfonds vor, der aktuell eines der zentralen Umverteilungsinstrumente der GKV darstellt. Die neue Struktur würde dessen Volumen um rund 42 Prozent reduzieren, die verbleibenden Mittel jedoch zielgerichteter einsetzen.

Die geplanten Änderungen basieren auf folgenden Kernpunkten:

Einfache und transparente Gesundheitspauschale: 169 Euro pro Monat und Versicherten, grundsätzlich einkommensunabhängig.
Entlastung der Arbeitgeber: Fixierung des Arbeitgeberbeitrags auf 8 Prozent des Bruttolohns.
Abschaffung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) zugunsten eines einfacheren Zuweisungs- und RSA-Systems.
Sozialer Ausgleich: Zielgerichtete Umverteilung über den Staat, z.B. für Kinder und einkommensschwache Haushalte.

Wettbewerbsförderung statt staatlicher Planwirtschaft

Der Vorschlag setzt auf marktwirtschaftliche Prinzipien, die Anreize für Innovationen und Effizienz schaffen sollen. Durch die Abschaffung des Einheitsbeitragssatzes erhalten Krankenkassen mehr Spielraum, ihre Leistungen individuell zu gestalten und in einen echten Preis- und Qualitätswettbewerb einzutreten. Gleichzeitig bleibt die soziale Gerechtigkeit durch den staatlich finanzierten sozialen Ausgleich erhalten.

"Das Modell ist vorwärtsgewandt, modern und marktwirtschaftlich orientiert. Und bietet eine klare Alternative zur Bürgerversicherung (vgl. Anhang, Anm. d. Red.), die lediglich auf mehr Umverteilung setzt, aber keine echten Lösungen bietet," erklärt Drabinski.

Schluss mit steigenden Beitragssätzen

Mit der Einführung der Gesundheitspauschale würde eine zentrale Herausforderung des derzeitigen Systems gelöst: die kontinuierlichen Beitragssatzsteigerungen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen belasten. Prognosen zufolge könnte der ("durchschnittliche", Anm. d. Red.) Zusatzbeitragssatz bis Ende 2025 auf über 3,5 Prozent ansteigen - eine Entwicklung, die durch das neue Modell gestoppt werden könnte.

Gesundheitspauschale: Eine wirtschaftsfreundliche Reform

Das Modell der Gesundheitspauschale hat volkswirtschaftlich grundlegende Vorteile:

Stabilisierung der Lohnnebenkosten: Der Arbeitgeberbeitrag wird bei 8 Prozent fixiert, was Planungssicherheit für Unternehmen schafft und die Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten stärkt.
Transparenz und Effizienz: Die Einführung pauschaler Beiträge reduziert die Bürokratiekosten und ermöglicht den Krankenkassen mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Angebote.
Förderung von Innovation: Durch den Wettbewerb zwischen Krankenkassen entstehen Anreize für innovative und kosteneffiziente Versorgungsmodelle, die langfristig auch den Wirtschaftsstandort stärken.

Anhang: Einschätzungen zur Bürgerversicherung

Das Modell der Bürgerversicherung hat volkswirtschaftlich grundlegende Nachteile (Hemmnis für Wirtschaft und Innovation):

Erhöhte Lohnnebenkosten: Einheitlicher Beitragssatz, steigende Bemessungsgrenzen und Bemessungsgrundlagen würden die Belastung für Unternehmen und Beschäftigte erhöhen, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.
Fehlende Anreize: Die zentrale Planung und Umverteilung dämpfen Innovationen im Gesundheitssystem, da Krankenkassen wenig Spielraum für eigenständige Initiativen haben.
Marktverengung: Die Reduktion auf einheitliche Strukturen führt zu einem Innovationsstau und bürokratischer Überregulierung, was auch den Zugang zu modernen Gesundheitsleistungen erschwert und die Infrastruktur des Gesundheitswesens, wie z.B. Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken, weiter schädigt.

Die Bürgerversicherung wäre damit eine Rückwärtsbewegung im GKV-System ohne neue Lösungsansätze, die lediglich auf eine stärkere Umverteilung setzt, ohne jedoch die grundlegenden Strukturprobleme des GKV-Systems zu lösen.

Als Kritikpunkte an der Bürgerversicherung stehen u.a. die folgenden Punkte fest:

Nur mehr Umverteilung: Die Bürgerversicherung verlagert bestehende Probleme lediglich weiter, ohne strukturelle Lösungen anzubieten.
Keine Lösung der Finanzierungsprobleme: Die bereits bestehende Unterfinanzierung der GKV würde nicht behoben, sondern durch erhöhte Belastungen noch verschärft.
Vergrößerung der Probleme: Finanzierungs- und Umverteilungsprobleme im System würden zunehmen, was zu einer Destabilisierung der Versorgung führen könnte.
Rückwärtsgewandt und destruktiv: Das Konzept ist veraltet, ideenlos und führt zu einer Angebots- und Nachfrage-Reduktion, die den Wettbewerb hemmt und die Innovationsfähigkeit des Gesundheitswesens schwächt.

"Die Bürgerversicherung ist ein Relikt vergangener Tage und trägt zur Lösung heutiger Herausforderungen nichts bei. Sie hemmt Innovation und schadet langfristig unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit," betont Drabinski.

Mehr Infos mit weiterführenden Links finden Sie auf der Website des IfMDA unter ifmda.de/aktuelles.

Pressekontakt:

Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA)
Prof. Dr. Thomas Drabinski, Institutsleiter
Telefon 0431 385 7820
E-Mail institut@ifmda.de

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© 2000-2025 Redaktion kkdirekt; alle Rechte vorbehalten, alle Angaben ohne Gewähr.

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